Brennpunkt Fenster

Neben dem kritischen Bereich des Sockelanschlusses bieten auch alle Anschlussdetails im Fensterbereich häufig Ansatzpunkte für Schäden. Sei es die Fensterbank selbst, die fehldimensioniert oder falsch eingebaut wird, bis hin zu den Laibungen, Rollladenkästen oder der fehlerhafte Anschluss an die Dämmung, die zu Rissbildungen in der Endbeschichtung und somit über kurz oder lang zu einem Eintrag von Feuchtigkeit in die Außenfassade führen können. Putzschäden, Abplatzungen, bis hin zu einer durchfeuchteten Dämmung, die ihre Dämmwirkung verliert, oder Feuchteschäden am Mauerwerk, bis hin zu Schimmelbildung an den Innenwänden sind die Folge. Der nachfolgende Fachbeitrag zeigt Ihnen an Hand der einschlägigen Regelwerke und Merkblätter, wie Sie Fehler vermeiden und eingetretene Mängel fachgerecht beheben können.

Einbau von Fensterbänken

Die Fensterbank hat die Aufgabe, den Brüstungsbereich der Fassade zu schützen und die erforderliche Regendichtigkeit herzustellen, damit Niederschlagswasser nicht in die Putz- oder Dämmschichten eindringt und tiefer liegende Bereiche (Mauerwerk) der Fassade schädigt. Die Fensterbank muss ausreichend bemessen sein, einen genügend breiten Überstand (Ausladung) mit einer Tropfkantenausbildung am vorderen horizontalen Abschluss und ausreichendes Gefälle haben, damit ablaufendes Regenwasser von der Fassade weggeführt wird.

Unter der Fensterbank ist ein Dicht- oder Kompriband vorzusehen, damit Wind das Wasser nicht hinterläufig unter die Fensterbank drückt und es über undichte Bereiche in die Fassade eindringt. Die Abbildung 1 zeigt einen Fensterbankanschluss mit fehlerhafter Abdichtung, so dass eintretendes Wasser unterhalb der Fensterbank wieder austritt, den Putz durchfeuchtet und so zu einem Schaden führt.

Abb. 1: Feuchteeintrag durch eine nicht fachgerecht eingebaute Metall-Fensterbank

Fensterbank Eigenschaften: Egal ob Fensterbänke aus Metall (Aluminium, Edelstahl, Kupfer), Kunststoff, Natur- oder Kunststein ausgebildet werden: alle Materialien haben einen thermisch bedingten Ausdehnungskoeffizienten, der sich von dem Ausdehnungskoeffizienten der Putz- oder Dämmfassade (WDVS) unterscheidet. Bei Erwärmung dehnt sich die Fensterbank aus, je nach Material bis zu 2mm/m in beide Längsrichtungen, bei Abkühlung erfolgt dann eine entsprechende Kontraktion.

Diese Längenänderung muss kompensiert werden, mit Bordprofilen und entsprechender Gleitlagerfunktion und durch dauerelastisch ausgeführte Trennbänder zwischen Fensterbank und Putz. Bewährt haben sich allseitige Entkopplungen von 3 mm Breite, die dauerelastischen und witterungsbeständigen Trennbänder dürfen aber weder überputzt noch überstrichen werden, um ihrer Funktion gerecht zu werden.

Abb. 2a: Eingeputztes Bordprofil führt zu Zwängungsspannungen mit Putzschaden

Abb.2b: Eingeputztes Bordprofil führt zu Zwängungsspannungen mit Putzschaden

Abb. 3: Schlecht angeschlossene Rollladenführungsschiene führt zu Wassereintritt in die Putzfassade

Das Einputzen oder Überputzen von Bordprofilen oder schlecht angeschlossene Rollladenführungsschienen, wie es in den Abbildungen 2a, 2b und 3 dargestellt wird, führen zwangsläufig zu einer behinderten Ausdehnung und einem Feuchtigkeitszutritt. Die Folge ist, dass die Putzschichten einreißen, abblättern oder abgesprengt werden, Wasser tritt ein und der Schadenkreislauf beginnt. 

Herausforderung Regen: Die Fensterbank muss ein ausreichend starkes Gefälle von mindesten 5 ° oder 8 % von der Fassade weg aufweisen, damit das Regenwasser nicht am Fensterrahmen oder auf der Fensterbank steht. Um das korrekte Gefälle beim Einbau zu kontrollieren, gibt es günstige Hilfsmittel, wie etwa die Fensterbankwasserwaage der Firma Moog, die als kostenlose App auf das Smartphone geladen werden kann, oder Fensterbankkeile aus fertig zugeschnittenem Dämmstoff, die direkt das richtige Gefälle aufweisen und leicht unter dem Bordprofil montiert werden können.

Für besonders feuchtigkeitsempfindliche Baustoffe in der Fassade, wie es beispielsweise im Holzbau immer der Fall ist, fordern bereits die Einbauvorschriften in der Zulassung oder auch in den Systembroschüren der Hersteller die Ausbildung einer zweiten wasserführenden Ebene, die unterhalb der Fensterbank nochmals gegen einen potentiellen Wasserzutritt abdichtet und ebenfalls mit einem Gefälle ausgeführt wird. Detaillierte Hinweise zum Einbau und zur Wirkungsweise sind beispielsweise in den Broschüren „Außenputz im Neubau – Verarbeitung und Ausführung“ und in den Holzbaubroschüren unter der Premiummarke AKURIT mit dem „Vario Fensterbanksystem“ dargestellt.

Abb. 4: Eingeputzte Natur-Fensterbank ohne ausreichende Längenkompensation

Abb. 5: Falsch eingebaute Kunststein-Fensterbank mit Zwängungsspannungen und Putzabplatzung

Wärmedämmung: In den beiden Merkblättern der Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden e.V. zum Einbau von Metall-Fensterbänken sowie Natur- und Kunststein-Fensterbänken sind alle Details für den korrekten und schadenfreien Einbau aufgeführt. Die Hinweise gelten in erster Linie für Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS), sind aber ebenso auf Putzfassaden zu übertragen. Bei Steinfensterbänken wird je nach verwendetem Material in Abhängigkeit des Wasseraufnahmevermögens eine Mindestdicke (30 mm) vorgeschrieben. Die seitliche Kompensation der Ausdehnung bei Anschluss an die Fassade, das notwendige Gefälle und zusätzlich eingefräste oder aufgeklebte Wasserführungsnuten oder -streifen werden hier ebenfalls anschaulich beschrieben. Die Abbildungen 4 und 5 zeigen Schadensbilder von falsch eingebauten Steinfensterbänken.Grundsätzliche Vorgaben über Planung und Ausführung von Anschlüssen im Fensterbereich gibt auch die deutsche WDVS-Ausführungsnorm DIN 55699 (2017): „Anwendung und Verarbeitung von außenseitigen Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) mit Dämmstoffen aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS) oder Mineralwolle (MW).

Abb. 6: Putzabriss im Laibungsbereich durch fehlende Anputzleiste

Fensteranschluss an Putz- und WDVS-Fassaden

Die Fensterrahmen müssen zur Außenseite der Fassade notwendigerweise schlagregendicht, an der Innenraumseite luftdicht hergestellt werden. Dazu müssen die Anleitungen zum Verputzen von Fensteranschlussfolien beachtet werden, die u.a. im Merkblatt 5/2016 der Industriegruppe Baugips im Bundesverband der Gipsindustrie e.V. veröffentlicht wurden.

Der Fassadenanschluss an die Fensterrahmen im Laibungs- und Sturzbereich wird mit einem umfassenden Zubehörsortiment der Bauzulieferindustrie (Anputzleisten) sichergestellt. Die Anputzleisten werden je nach Größe (Länge) des Fensters und der Einbauposition in der Fassade, also entsprechend der zu erwartenden Bewegungsaufnahme, ausgewählt und fachgerecht eingebaut. Dabei dürfen wiederum dauerelastische Funktionsteile (Kompriband, etc.) der Anputzleisten nicht überstrichen werden, um eine Funktionalität dauerhaft zu ermöglichen. Ausführliche Hinweise liefert hier die Richtlinie „Anschlüsse an Fenster und Rollläden bei Putz, Wärmedämm-Verbundsystemen und Trockenbau“ des Bundesverbands für Ausbau und Fassade im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZVSHK 2010). Einbauempfehlungen für die Fenster selbst werden in der RAL-Montageanleitung gegeben: „Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren“, ift Institut für Fenstertechnik und RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V. [Hrsg.] (2014).

Ebenso werden viele Ausführungsmöglichkeiten von Verschattungseinrichtungen mit detaillierten Zeichnungen sowie die korrekte Einbau- und Anschlusssituation anschaulich dargestellt.

Die aufgezeigten Möglichkeiten geben Ihnen das notwendige Fachwissen, um sowohl für einen Neubau als auch im Sanierungsfall auf die richtigen AKURIT Produkte und bewährte AKURIT Systemlösungen zurückzugreifen.

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LITERATURVERZEICHNIS UND WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN
  • Beuth Verlag (2017): DIN EN 55699:2017-08. Anwendung und Verarbeitung von außenseitigen Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS) mit Dämmstoffen aus expandiertem Polystyrol-Hartschaum (EPS) oder Mineralwolle (MW). Berlin. Beuth Verlag
  • Bundesverband Ausbau und Fassade im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes [Hrsg.] (2016): Verputzen von Fensteranschlussfolien. Merkblatt 5. Ausgabe 08/2016. Berlin. In: www.gips.de/fileadmin/user_upload/download/merkblaetter/baugipse/160820-MB5-Fensteranschlussfolien_druck.pdf (Zugriff: 14.01.2019)
  • Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden e.V. [Hrsg.] (2011): Empfehlung für den Einbau/Ersatz von Metall-Fensterbänken (WDVS-Fassade). Frankfurt a.M. Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden e.V.
  • Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden e.V. [Hrsg.] (2011): Empfehlung für den Einbau/Ersatz von Natur- und Kunststeinfensterbänken (WDVS-Fassade). Frankfurt a.M. Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden e.V.
  • ift Institut für Fenstertechnik und RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren e.V. [Hrsg.] (2014): Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren. Rosenheim
  • ZVSHK [Hrsg.] (2010): Richtlinie Metallanschlüsse an Fenster und Rollläden bei Putz, Wärmedämm-Verbundsystemen und Trockenbau. Köln. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller
  • AKURIT Broschüre: WDVS. Grundlagen und Planung
  • AKURIT Broschüre: Außenputze im Neubau. Verarbeitung und Ausführung
  • AKURIT Broschüre: Holzbau. Grundlagen und Planung
  • AKURIT Broschüre: Holzbau. Verarbeitung und Ausführung
  • AKURIT Broschüre: Holzbau. Detailzeichnungen

Abb. 7: Bewegungen zwischen Putzfassade und Fensterrahmen führen zur Rissbildung